Konfekt macht Appetit auf mehr

Happy Jazz Night:  Zehntes Benefizkonzert im Schützenhof lockte wieder mehr als 300 Jazzfreunde an. Spitzenbands brachten mehr als vier Stunden lang das Publikum in zwei Sälen zum Swingen. Es war die letzte Veranstaltung

Jever – „Jubel!“ forderte der sympatisch-quadratische Vormann der Düsseldorfer Band „Jazz Konfekt, Manni v. Ditz, nach dem ersten Stück das Publikum auf, was aber nicht den verlangten frenetischen Applaus, sondern fröhliches Gelächter zur Folge hatte. Nach dem zweiten Stück jubelten die Zuhörer dann schon ganz von selbst. Der Auftritt der Jazzpralinen vom Niederrhein war nicht der leckere Nachtisch, sondern der Hauptgang des fünfgängigen Jazzmenüs am Freitagabend im Schützenhof.

Als Andreas Kreye, Vizepräsident des Lions Clubs Jever, zusammen mit dem Begründer und Motor der Jazz Night Jochen Ewald nach den ersten paar Stücken der „Old Marytown Jazzband“ den Abend offiziell eröffnete, waren gut 300 Jazzfreunde im Saal. Viele davon aus großer Entfernung angereist und zum wiederholten Mal dabei, denn es war schon die zehnte Benefizveranstaltung, die Jochen Ewald und Udo König vom Lions Club gemeinsam organisiert haben, wofür Kreye den beiden ein großes Lob aussprach.

Jazz6

Der Erlös aus dem Konzert, bei dem die Bands für geringe Gage spielen, fließt auch in diesem Jahr wieder an das Kulturzentrum „Lokschuppen“ und in die Förderung des Ehrenamts bei Jugendlichen. Die Reden waren kurz, der Abend war lang und mit Jazzmusik der verschiedensten Stilrichtungen gefüllt. Pausen gab es nicht, ohne Unterlass spielten auf der großen Bühne die erwähnten Düsseldorfer, die Gruppe „Jazzbreeze“ aus Stormarn und die Jeveraner von „Old Marytown“, die mit Patrick Heyartz auch das jüngste Ensemblemitglied vorstellen konnten: Der Sohn von Sängerin Sheila Heyartz mit seiner Spielzeugtrompete ist erst drei Jahre alt, wippt aber schon mit wie ein Großer.

Jazz1

Im kleinen Saal wechselten sich die Olaf King Allstars um den Oldenburger Olaf Gebauer mit der Pax Jazz Band aus Holland ab, beide Ensembles gehören seit Jahren dazu und bieten hohe handwerkliche und künstlerische Qualität. Die Niederländer eher traditionell im New-Orleans-Stil, Olaf King in der Art einer Partyband, die von Swing bis Rock ‚n’ Roll vor nichts haltmacht und mit Interpretationen der Altstars Frank Sinatra, Dean Martin oder Ray Charles zu glänzen weiß.

Die Band „Jazzbreeze“ macht schon so lange Jazz, dass sie mit einem Altenpfleger angereist sei, wie der Bandleader zu Beginn spitzbübisch bemerkte, als er den Jüngsten, den Schlagzeuger Nils Conrad, vorstellte. Der sorgte, nachdem die Alt-Jazzer aus dem Hamburger Umland ein mitreißendes Programm aus swingenden, fröhlichen Klassikern vorgetragen hatten, mit einem artistisch zu nennenden Schlagzeugsolo für Furore, es riss die Zuhörer von den Stühlen, wie er mitten in den Drum-Kaskaden noch mit den Schlagstöcken jonglierte. Der Drummer von „Jazz Konfekt“ tat es ihm im darauffolgenden Konzert der Düsseldorfer gleich, wenn auch auf andere Weise, eher zurückhaltend und konzertant. Höhepunkte dieses Vortrags: eine sehr eigenwillige, funkige Interpretation von Dave Brubecks „Take five“, die das Publikum ebenso begeisterte wie der Abschluss mit besagtem Schlagzeugsolo, eingebettet in das bekannte „Mas que nada“ von Sergio Mendez.

Jazz3

Keine Jazz Night ohne Jam Session. Um Mitternacht marschierten im Gefolge der Straßenkapelle „Pax Jazz Band“ alle 30 Musiker zusammen musizierend zur großen Bühne und zeigten, wie man mit Blas- und Rhythmus-Instrument einen Saal zum Vibrieren bringt.

Ein toller Abschluss der zehnten Jazz Night. Allerdings verbunden mit einem Wermutstropfen, denn Jochen Ewald teilte am Ende mit, dass es die letzte Veranstaltung dieser Reihe war, die in früheren Jahren schon mehr Zuspruch erlebt hat, es gibt inzwischen übers Jahr viele ähnliche Veranstaltungen. Schade drum. Der Jazz-Konfekt hatte Appetit auf mehr gemacht. (hbu)

Kommentiere oder hinterlasse ein Trackback: Trackback-URL.

Hinterlasse einen Kommentar